Osterholzer-Kreisblatt vom 17.04.2008

Bürgerschutz nur durch Selbsthilfe
Mobilfunkstrahlen machen Ritterhudern zu schaffen

Von unserem Redakteur
Robert Schuhmann



RITTERHUDE. In seltener Deutlichkeit fordert ein Gutachter Menschen in Ritterhude dazu auf, sich vor Strahlen zu schützen, die von einem Mobilfunkmast am Bunkenburgsweg ausgehen. Den örtlichen Politikern wird geraten, mit allen Betreibern über Maßnahmen zur Minderung der Belastung zu führen. Was Dr. Hartmut Voigt vom ECOLOG-Institut am Dienstag vor dem Planungs- und Umweltausschuss sagte, offenbarte Ohnmacht gegenüber einer Milliarden schweren Mobilfunklobby.
Laut Voigt strahlt die Antennenanlage in unterschiedlichen Stärken auf die Häuser am Bunkenburgsweg, Mozartstraße und An der Obermühle aus. Dabei würden Ergebnisse erreicht (wir berichteten), die Schutzmaßnahmen ratsam erscheinen ließen. Dennoch sei diese Strahlendosis hochgerechnet auf die gesetzlich zulässigen Höchstwerte korrekt. Der Physiker hinterließ mit der Vorstellung seiner Ergebnisse bei Politikern und rund 25 Zuhörern Ratlosigkeit. Niemand könne beweisen, dass Mobilfunkstrahlen die Gesundheit beeinträchtigten. Aber keiner könne bestätigen, dass sie ungefährlich seien, machten gleich mehrere Redebeiträge deutlich.
Dazu steuerte Bürgermeisterin Susanne Geils nicht unwesentliche Bemerkungen bei, die von Hilflosigkeit einer Gemeinde wie Ritterhude bei der Wahl ihrer Antennenstandorte zeugten. Jüngstes Beispiel: der bevorstehende Baubeginn eines UMTS-Mastes von E-Plus im Bereich Ovelgönne. Laut Geils hat Ritterhude das Einvernehmen zu dieser Maßnahme versagt. Der Landkreis indes habe sich darum nicht geschert und die Genehmigung erteilt. Susanne Geils: "Wir haben in Ritterhude so gut wie alles unternommen, damit diese Masten an verträglichen Standorten entstehen. Aber Betreiber wie T-Mobile gehen darauf gar nicht ein. Im Fall der Anlage am Bunkenburgsweg wurde uns gesagt, eine Versetzung des Mastes käme die Gemeinde auf rund 250 000 Euro." Und selbst bei Übernahme der Umsetzungskosten sei nicht gewährleistet, dass der Standort aufgegeben werde. Die einzige technische Möglichkeit, die Strahlenbelastung zu reduzieren, ist nach den Worten von Gutachter Voigt eine Verdichtung des Funknetzes mit kleineren Antennen. Aber wer könne sich schon vorstellen, dass eine dieser Antennen auf eine Schule montiert werde? Susanne Geils: "Das Thema ist mit Angst besetzt." Trotzdem: Die Abstrahlung am Bunkenburgsweg hat sich in den vergangenen vier Jahren erhöht. Und dabei sind nur 31 von 72 genehmigten Kanälen aktiv.

Weserkurier -Niedersachsenteil- vom 17.04.2008

Bürger sollen sich selbst schützen

RITTERHUDE (RSC). Der Physiker Hartmut Voigt rät den Bewohnern eines Ritterhuder Viertels zum Selbstschutz vor den Strahlen, die von einem nahe gelegenen Mobilfunkmast ausgehen. Zwar lägen die Belastungen unter der gesetzlichen Norm, doch zeigten Messergebnisse bedenkliche Grenzwerte auf. Dem Rat empfahl Voigt, zusammen mit dem Betreiber eine Lösung zu suchen.