Osterholzer-Kreisblatt 28.5.2007

Langjähriges Gezerre um brisante Studie

Streit und Schuldzuschreibungen zwischen Gemeinde und dem Bremer Uni-Institut

Von unserem Redakteur

Robert Goldberg

RITTERHUDE. Über drei Jahre ist es her, dass die vom Inhalt her brisante Pilotstudio des Bremer Uni-Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) zur Erforschung von gemutmaßten Krankheiten in Zusammenhang mit dem Funkturm Bunkenburgsweg fertig gestellt ist. Doch erst jetzt hat die Gemeinde Ritterhude die Studie erhalten. Über das Warum gibt es Streit zwischen der Gemeinde und dem federführenden Professor Dr. Rainer Frentzel-Beyme - und Schuldzuschreibungen.

Auf Nachfrage bei der Gemeinde erklärte Michael Keßler vom Bauamt, dass es immer wieder Vertröstungen seitens des BIPS gegeben habe und auch Geldforderungen die Herausgabe des Gutachtens verzögert hätten. Professor Frentzel-Beyme verweist auf damalige Personalprobleme beim Bremer Institut, mangelnde Finanzierung und geht auch die Gemeinde an: "Die Gemeinde war an der Untersuchung nicht sonderlich interessiert."

Zur Vorgeschichte: Seit 1983 steht der Funkturm am Bunkenburgsweg in Ritterhude, im Jahre 2003 sorgte die Absicht des Netzanbieters T-Mobile unter den Anliegern für Unruhe, dort zusätzlich drei UMTS-Antennen anzubringen. Es bildete sich eine Anwohner-Initiative, weil sich nach Meinung der Initiative über Jahre die Krebserkrankungen und Beschwerden über Müdigkeit und Konzentrationsmängel rund um den Turm häuften.

Der Bremer BIPS-Umweltmediziner Rainer Frentzel-Beyme erkor Ritterhude als Testfall für die Pilotstudie. Für diese Untersuchung erhoffte sich Professor Frentzel-Beyme vom Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter eine Finanzierung. Doch das Bundesamt lehnte diese ab, wie Professor Dr. Frentzel-Beyme im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilte: "Das Bundesamt wollte die Studie nicht, man war nicht interessiert, dass denkbare kritische Ergebnisse in die Öffentlichkeit kamen."

Aufgrund der ausgebliebenen Förderung, aber auch aufgrund von Krankheitsfällen im BIPS und der Überlastung der Mitarbeiter kam es zu zeitlichen Verzögerungen bei der Studie, wie Frentzel-Beyme einräumte. Das BIPS erhoffte sich von der Gemeinde einen finanziellen Beitrag, obwohl die nicht Auftraggeber der Studie war. Um die Studie endlich fertigzustellen, stellte Dr. Frentzel-Beyme studentische Hilfskräfte ein, deren Arbeit wollte er von der Gemeinde entgeltet haben. Und: "Wir hatten das Gefühl, die Gemeinde interessierte sich gar nicht für die Studie und die Ergebnisse", so Frentzel-Beyme auf Rückfrage, warum es zu der zeitlichen Verzögerung von über drei Jahren gekommen wäre.

Die Gemeinde Ritterhude stellt das anders dar. "Herr Frentzel-Beyme lieferte einfach nicht", sagt Michael Keßler vom Bauamt der Gemeinde auf Nachfrage. Dabei sei es auch um Geld gegangen, das BIPS habe die Gemeinde mehrfach ersucht, zu zahlen. Zum Jahreswechsel 2005/2006 habe es noch einmal einen Schriftwechsel gegeben, Anfang 2006 schließlich habe die Gemeinde 5000,- Euro an das BIPS überwiesen.

Schließlich schaltete sich der FDP-Ratsherr Waldemar Orthmann ein, der als Sprecher der Anwohner-Initiative mehr Kontakt mit Professor Frentzel-Beyme hatte. Und mit Datum vom 25. April 2007 hatte die Gemeinde die Ergebnisse der Untersuchung aus dem Jahr 2003 auf dem Tisch des Rathauses.

 Bremer Tageszeitungen AG