Osterholzer Kreisblatt  04.07.2007

Studie der Jacobs-Uni verneint Krebsrisiko durch UMTS
Mäuse reagierten im Langzeittest nicht auf Strahlung

Von unserem Redakteur
Jürgen Theiner

 

LANDKREIS-GROHN. Können die elektromagnetischen Felder des neuen Mobilfunkstandards UMTS dem Menschen gesundheitlichen Schaden zufügen? Zumindest erzeugen sie keine Krebserkrankungen. Diese Aussage erlauben die Ergebnisse einer Studie, an der Wissenschaftler der Jacobs University unter der Leitung des Biologie-Professors Alexander Lerchl mitgearbeitet haben.

Auftraggeber der Untersuchung war das Bundesamt für Strahlenschutz, das ein Forschungsprogramm zum Gefahrenpotenzial der Mobilfunkstrahlung betreibt. In der von Prof. Lerchl betreuten Studie wurden 320 Mäuse getestet, die durch spezielle genetische Veranlagung auf schädliche Umweltfaktoren verstärkt mit Leukämieerkrankungen reagieren. Die Hälfte der Versuchsgruppe war anderthalb Jahre lang einem UMTS-Feld der Stärke 0,4 Watt pro Kilogramm ausgesetzt, die andere Hälfte nicht. Zentrale Botschaft der Untersuchung: "In der Erkrankungsrate der beiden Gruppen konnten keine signifikanten Unterschiede nachgewiesen werden." Die Zahl der erkrankten UMTS-exponierten Mäuse war sogar etwas niedriger als in der Kontrollgruppe. Die große Anzahl der Versuchstiere und die Höhe der Strahlungsstärke (fünffach über dem erlaubten Grenzwert für Menschen) legen aus Lerchls Sicht den Schluss nahe, dass Personen durch UMTS-Felder nicht gesundheitlich beeinträchtigt werden. Diese Feststellung gelte vorbehaltlich der Übertragbarkeit von Tierstudien auf den Menschen. Die aktuelle Studie bestätige frühere Untersuchungen für andere Mobilfunkfrequenzen.

Das Kürzel UMTS bezeichnet eine Übertragungstechnologie, die durch hohe Datentransportraten eine starke Erweiterung der Anwendungen des Mobilfunks ermöglichen soll, wie etwa die Übertragung von Filmen oder Fotos in hoher Qualität. Das herkömmliche GSM-Netz wird seit 2002 nach und nach durch die neue Technologie ersetzt. UMTS-Kritiker befürchten, dass die Strahlung unter anderem Stoffwechsel-, Schlaf- und Herzrhythmusstörungen hervorrufen kann, auch eine krebserzeugende oder gewebeschädigende Wirkung wurde bisher unterstellt.

Osterholzer-Kreisblatt 05.07.2007

Zum Artikel "Mehr Funkmasten in die Ortsmitte" vom 16. Juni:

Nicht unkritisch sein

Selten haben wir einen derart unkritischen Bericht über das Thema Mobilfunk gelesen. Da plädiert Professor Lerchl für mehr Funkmasten in der Ortsmitte. Wir zitieren: "Mobilfunkmasten in einem Ort bedeuten für die Bürger eine niedrigere Strahlenbelastung." Wie das? Schlichtweg bedeutet es für alle Bürger eine hohe und permanente Zwangsbestrahlung, also auch für diejenigen, die kein Handy eingeschaltet haben. Aber, so lesen wir, es gebe keinen Nachweis, dass von Mobilfunkmasten Gefahren für die Gesundheit ausgingen.

Leider fehlt bis heute der Nachweis der Unbedenklichkeit. Bundes- und weltweit gibt es genug Untersuchungen und Erfahrungen, die anderes aussagen. Der extrem hohe Grenzwert richtet sich nach der Erwärmung des Gewebes. Doch was geschieht dabei im Zell- und Molekularbereich?

Unser Körper, jede Zelle arbeitet beim Informationsaustausch elektromagnetisch, mit minimalen Strömen. In diesen sensiblen Bereich dringen die hochfrequenten gepulsten Strahlen. Nervenzellen reagieren bei Bestrahlung weit unterhalb des Grenzwertes zu 60 Prozent falsch (Prof. Semm, Uni Frankfurt). Weiter gibt es Hinweise auf Blutbildveränderungen bis zur Erbgutschädigung.

Betroffene haben oft diffuse, schwer einzuordnende Beschwerden. Das Immunsystem ist allem Anschein nach überfordert. Die steigende Zahl der Allergiker und der Menschen mit einem geschädigten Immunsystem könnte auch damit zusammenhängen. Seit vielen Jahren gibt es Appelle von Ärzten, die aufgrund ihrer negativen Erfahrung in der Praxis von der ständig zunehmenden Strahlenbelastung warnen.

Wenn ein englischer Lehrerverband von WLAN (zu deutsch: drahtloses, lokales Netzwerk - Anm. d. Red.) in Schulen abrät, weil er eine Ursache in Bezug auf die Müdigkeit, Konzentrationsmangel und mehr bei den Schülern vermutet, so tut er das aus Fürsorgepflicht und beweist Mut.

Wir sollten nicht gutgläubig und unkritisch Aussagen von Menschen übernehmen, insbesondere wenn sie der Mobilfunkindustrie nahestehen. Eine umfassende Information ist für jeden selbstbestimmenden Menschen notwendig. Eine Möglichkeit ist
www.buergerwille.com.



SYLKE U. DR. K. L. HOENICKE,

OSTERHOLZ-SCHARMBECK