26. Oktober 2005

Heide-Kurier vom 26.10.2005: > Link zum Original-Artikel <

"Unsere Position aufzeigen"

BI-Mobilfunk lädt zu Veranstaltung in Alter Reithalle

SOLTAU (mwi). Nachdem das Klima innerhalb der Soltauer Arbeitsgruppe (AG) Mobilfunk eiskalt geworden ist (HK berichtete), will die Bürgerinitiative (BI) Mobilfunk jetzt ganz gezielt an die Öfffentlichkeit treten: Sie lädt alle Interessierten auch aus den umliegenden Kommunen für Dienstag, den 8. November, um 20 Uhr in die Alte Reithalle in Soltau ein. Zweck der Veranstaltung, so Astrid Wichmann von der BI, sei es, "die vergangenen Ereignisse darzustellen. Wir wollen die Grenzen innerhalb der AG aufzeigen und erklären, warum wir als BI-Vertreter dort handlungsunfähig sind."

Obwohl die Arbeitsgruppe, in der neben der Bürgerinitiative auch Rat und Stadtverwaltung vertreten sind, in der Sache zu einem Konsens gekommen sind, haben sich die Fronten innerhalb der AG verhärtet: Alle haben sich darauf geeinigt, wegen möglicher Gesundheitsschädlichkeit eine Minimierung der Mobilfunk-Sendeanlagen innerhalb der Böhmestadt anzustreben. Dazu bedarf es aber eines Versorgungskonzeptes, das von Fachleuten erstellt werden muß.

Hier scheiden sich die Geister, denn einer der drei Experten, die die Stadt zu Vorgesprächen in dieser Sache einladen wollte, findet in den Augen der BI keine Gnade - nicht einmal für ein solches Vorgespräch. Die Bürgerinitiative sieht ihn als parteiischen Vertreter der Mobilfunkbetreiber und erhebt zudem Korruptionsvorwürfe gegen ihn. Die Stadt wiederum wolle sich nicht vorschreiben lassen, wen sie einzuladen habe und erwarte eine Untermauerung oder Rücknahme dieser Vorwürfe von der BI, hatte Soltaus Baudezernent schon vor einiger Zeit gegenüber dem HK betont. Inhaltlich, so Strehle, werde die Stadt allerdings auch weiterhin nicht von besagtem Konsens abrücken. Damit liegen die Vorgespräche auf Eis, die Arbeit der AG stagniert. Hier will die BI mit ihrer Veranstaltung nicht zuletzt auch Druck über die Öffentlichkeit ausüben.

Zwei Referenten hat die Bürgerinitiative eingeladen: Zum einen Siegfried Zwerenz, der bereits im vergangenen Jahr bei einer BI-Veranstaltung in der Alten Reithalle vor rund 400 Zuhörern gesprochen hat. Zwerenz ist Vorstandssprecher der als Verein organisierten "Bürgerwelle", "Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog". In seiner Eigenschaft als Sachverständiger ist er in der Vergangenheit unter anderem vom Bundestag und mehreren Landtagen geladen worden. Zum anderen hat Professor Dr. Lebrecht von Klitzing aus Neuss sein Kommen zugesagt. Er war bereits Gast bei der Expertenanhörung in der Arbeitsgruppe Mobilfunk und konnte dort mit seinen Erkenntnissen überzeugen. von Klitzing betreibt nach seiner akademischen Karriere heute als Medizinphysiker ein unabhängiges internationales Institut für Biophysik.

Bekannt geworden ist er in Zusammenhang mit Mobilfunk durch sein EEG-Experiment: 1993 untersuchte er den Einfluß gepulster Funksignale, wie sie auch bei GSM-Mobilfunk verwendet werden, auf die Hirnstromaktivitäten von Menschen. Im Frequenzbereich der sogenannten Alphawellen entdeckte von Klitzing eine auffallende Intensitätsänderung bei zehn Hertz, die auch nach Abschalten des Funksignals noch über geraume Zeit anhielt. Diese Studie erregte Mitte der 90er Jahre großes Aufsehen.

Was den Ablauf der Veranstaltung betrifft, so Astrid Wichmann, solle zunächst noch einmal kurz über gesundheitsgefährdende Einflüsse von Mobilfunk und die neuesten Entwicklungen referiert werden. "Dann werden wir zur politischen Situation überleiten und einen Bericht der Bürgerinitiative geben." Dabei werde nicht nur gezeigt, wie ein Mobilfunk-Versorgungskonzept funktionieren könne, sondern auch der Stand der Dinge in jenen Kommunen wiedergegeben, in denen der von der BI abgelehnte Experte tätig gewesen sei. Zu den Vorwürfen gegen diesen Fachmann werde dann Zwerenz Stellung nehmen.

Rechtfertigen kann sich der umstrittenen Wissenschaftler allerdings nicht, denn ihn hat die Bürgerinitiative nicht eingeladen: "Wir wollen diesem Referenten kein Forum bieten", so die Begründung der BI. Vertreter der Stadt Soltau jedoch seien eingeladen worden, eine Antwort liege wegen der Kürze der Zeit indes noch nicht vor.

Am Samstag, dem 29. Oktober und 5. November, kündigt Astrid Wichmann an, werde die Bürgerinitiative Mobilfunk zudem mit einem Info-Stand auf dem Soltauer Wochenmarkt vertreten sein, um auf die Veranstaltung hinzuweisen und das Gespräch mit den Bürgern zu suchen. Weitere Infos gibt es auch im Internet auf der BI-Homepage unter www.bi-mobilfunk.com.