Osterholzer-Kreisblatt  28.5.2007

Dünne Erkenntnisse nach drei Jahren

BIPS-Mobilfunk-Studie: Gesundheitsschäden konnten bei Ritterhuder Kindern nicht nachgewiesen werden

Von unserem Redakteur

Robert Goldberg

RITTERHUDE. Die Ergebnisse der Mobilfunk-Studie liegen nach drei Jahren endlich schriftlich vor, doch die Aussagekraft ist wissenschaftlich zu schwach: Ein direkter Zusammenhang zwischen Gesundheitsschäden bei Kindern und dem Mobilfunkmast am Bunkenburgsweg konnte nicht nachgewiesen werden. Diese Meinung vertreten sowohl Michael Keßler vom Bauamt der Gemeinde als auch der federführende Professor Dr. Rainer Frentzel-Beyme vom Bremer Uni-Institut.

Der BIPS-Projektbericht mit dem sperrigen Titel "Chromosomenaberrationsbefunde bei Kindern in Ritterhude" gliedert sich in drei Teile. Zum einen nahm das Ecolog-Institut in Hannover Strahlenmessungen in den Wohnungen der Kinder, im Schulgebäude sowie im Kindergarten am Bunkenburgsweg vor. Zweitens befragten Eltern und Lehrer die Kinder mittels eines standartisierten Fragebogens nach Befindlichkeiten.

Schließlich nahmen Mediziner bei 21 Kindern Blutproben zur Ermittlung der Referenzwerte chromosomaler Aberrationen vor. Chromosomale Aberrationen sind Zeichen tiefgreifender Gen-Veränderungen, die letztlich jeder Tumorentstehung und Krebsentwicklung zugrunde liegen. Untersucht wurden Kinder, die weiter entfernt und in der Nähe des Sendemastes leben. Bei der Blutuntersuchung gab es ein auffälliges Ergebnis: Die Werte waren doppelt so hoch wie der laboreigene Referenzwert für Erwachsene. Doch, so das Fazit des BIPS-Berichtes nach Abgleich mit den Strahlenmessungen des Ecolog-Institutes: "Keines der Ergebnisse zeigte statistisch signifikant erhöhte Werte im direkten Zusammenhang mit Mobilfunkdaten." Und: Ukw-Radiofrequenzen und TV-Frequenzen könnten einen Einfluss haben.

Und noch eine Einschränkung machten die Bremer Wissenschaftler: "Aufgrund der kleinen Gruppengröße und der großen Streuung der Geburtsalter lassen sich jedoch keine statistisch gesicherten relevanten Ergebnisse ableiten.

 "Was die Eltern- und Lehrerurteile angeht: Auch hier kommt der BIPS-Bericht zu keinen eindeutigen Ergebnissen. Nur in Hinblick auf aggressives und dissoziales Verhalten konnte nach den Elternurteilen ein Zusammenhang mit der räumlichen Nähe des Mobilfunkmastes hergestellt werden. Bei den Lehrerurteilen gibt es jedoch keine Verhaltensauffälligkeiten in Bezug auf die Nähe zum Mobilfunkmast. Es gab auch keine Erkenntnisse zu auffälligen Kopfschmerzen oder Aufmerksamkeitsstörungen in der Nähe des Funkturms, allerdings schliefen die Testpersonen, die entfernt vom Funkmast leben, besser.

Fazit der Autoren: "In jedem Fall ist eine Studie mit größeren Teilnehmerraten Voraussetzung für eine Überprfung der gefundenen Zusammenhänge." Und, so Dr. Frentzel-Beyme: "Eine erneute Untersuchung zur Erfassung der inzwischen aufgetretenen Effekte nach Inbetriebnahme der UMTS-Frequenzen erfordert eine adäquate Finanzierung und Konzeption unter Verwendung der Erfahrungen aus dieser Machbarkeitsstudie bei Kindern."

 Bremer Tageszeitungen AG