Osterholzer Kreisblatt vom 31.05.2008

Referent bestätigte Befürchtungen der Zuhörer
Bürgerwelle-Vorsitzender Siegfried Zwerenz sprach in Ritterhude über Risiko Mobilfunk

Von unserer Mitarbeiterin
Gabriela Keller

RITTERHUDE. Mobilfunk macht krank. Siegfried Zwerenz ist davon überzeugt. Die meisten seiner Zuhörer, die dem Vorsitzenden des Vereins "Bürgerwelle" am vergangenen Donnerstag bei seinem Vortrag im Veranstaltungszentrum Ritterhude lauschten, sind es auch. Zwerenz bestätigte mit seinem Vortrag, was sie schon lange befürchten: Die Strahlung von Funkmasten, Handys oder schnurlosen Telefonen birgt Gefahren für die Gesundheit.

Zwerenz war von der Bürgerinitiative Elektrosmog Osterholz auf Initiative der Ritterhuder Ratsmitglieder Waldemar Orthmann (FDP) und Peter Wolters (Grüne) eingeladen worden. Dass die Grenzwerte für elektromagnetische Strahlungen eingehalten werden, ist für den Heilpraktiker und Baubiologen keine Beruhigung. Denn: "Die Grenzwerte beziehen sich nur auf die Erwärmung des Körpergewebes." Andere gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Schlafstörungen, Folgen für das Immun- oder Nervensystem, Konzentrationsstörungen oder Schädigungen der Zellkommunikation seien bei der Festlegung der Grenzwerte außer Acht gelassen worden.

Es sei "wissenschaftlich belegt", dass die gepulste Hochfrequenzstrahlung Menschen krank mache, zitierte der Bürgerwelle-Vorsitzende aus der einen und anderen Studie. "Schon bei zehn Mikrowatt erkranken Menschen, leiden unter Schlaf- oder Konzentrationsstörungen." Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen, Nervosität, Erschöpfung - die Liste der in Untersuchungen festgestellten Schäden ist laut Zwerenz lang.

Immer mehr Strahlungsquellen im privaten und beruflichen Alltag würden das Problem verschärfen. Beispiel Tetra, ein Funksystem für Polizei und Feuerwehr, das demnächst auch im Landkreis Osterholz eingeführt werden soll. Studien in Großbritannien hätten Gesundheitsprobleme festgestellt. Beispiel das drahtlose Internetnetz WLAN: Die Stadtverwaltung in Paris habe die Einführung vorerst gestoppt, nachdem Mitarbeiter über Gesundheitsbeschwerden klagten. Der Freistaat Bayern, nicht gerade als technikfeindlich bekannt, gehe nach den Worten des Referenten auf Distanz: "Der Bayerische Landtag hat Schulen empfohlen, auf WLAN zu verzichten und auf kabelgebundene Netze zurückzugreifen."

Sollte man das nicht nicht auch für Ritterhuder Schulen überlegen, die schon mit WLAN arbeiten, regte eine Bürgerin an. In erster Linie ging es den Zuhörern aber um die Gefahr, die von den Funkmasten ausgeht. Vor allem von dem am Bunkenburgsweg, den sie weg haben wollen. Ein Alternativ-Standort am Mühlenberg behagt ihnen auch nicht. Die Gemeinde bemühe sich in Gesprächen mit den Betreibern Standorte zu finden, die "uns am wenigsten weh tun", so Bürgermeisterin Susanne Geils. Aber der Spielraum für die Kommune sei eng. Zwerenzs Rat: Weiter Druck machen. "Die Gemeinde hat die Planungshoheit und sollte alle Möglichkeiten ausloten." Aber auch der Bürger müsse sein Handeln überdenken: "Auf Teufel komm’ raus mit dem Handy telefonieren, aber den Mast nicht vor der Tür haben wollen - das geht nicht."